Der Versorgungsausgleich ist ein oft unterschätztes, aber finanziell sehr wichtiges Thema im Rahmen einer Scheidung. Viele wissen gar nicht genau, worum es geht – oder welche Auswirkungen eine falsche Entscheidung später im Rentenalter haben kann.
In diesem Beitrag erkläre ich, was der Versorgungsausgleich bedeutet, wann er durchgeführt wird, ob Sie ihn vermeiden können – und was das Ganze konkret für Sie bedeutet.
📘 Was ist der Versorgungsausgleich?
Beim Versorgungsausgleich werden Rentenansprüche, die während der Ehezeit erworben wurden, zwischen den Ehepartnern aufgeteilt. Dabei geht es nicht nur um die gesetzliche Rentenversicherung, sondern auch um:
- betriebliche Altersvorsorge (z. B. Betriebsrenten)
- private Rentenversicherungen
- Versorgungswerke (z. B. für Ärzt:innen, Anwält:innen)
📌 Ziel: Jeder Ehegatte soll für den Zeitraum der Ehe etwa gleich gut für das Alter abgesichert sein – unabhängig davon, wer wie viel gearbeitet hat.
⏳ Wann findet der Versorgungsausgleich statt?
Der Versorgungsausgleich wird automatisch im Rahmen des gerichtlichen Scheidungsverfahrens durchgeführt – sofern die Ehe länger als drei Jahre bestand.
Ausnahmen – kein Versorgungsausgleich nötig, wenn:
- die Ehe unter 3 Jahre dauerte (ohne Antrag auf Durchführung)
- beide Ehepartner notariell auf den Versorgungsausgleich verzichten
- das Gericht auf Antrag ausnahmsweise darauf verzichtet
🧾 Was wird ausgeglichen?
Alle während der Ehezeit erworbenen Rentenanwartschaften werden berücksichtigt. Dazu zählen:
✅ Gesetzliche Rentenansprüche
✅ Betriebsrenten (z. B. Direktversicherung, Pensionskassen)
✅ Private Rentenversicherungen (Riester, Rürup etc.)
✅ Berufsspezifische Versorgungen (z. B. Ärzteversorgung)
👉 Die Ehezeit beginnt mit dem Monat der Heirat und endet mit dem Monat vor Zustellung des Scheidungsantrags.
📊 Wie funktioniert der Versorgungsausgleich?
Das Familiengericht fordert von den Rentenversicherungsträgern Informationen an. Diese berechnen, welche Rentenanwartschaften jeder Ehepartner während der Ehezeit erworben hat.
Anschließend wird ein gerechter Ausgleich durchgeführt:
- Der Partner mit mehr Rentenpunkten gibt die Hälfte des Überschusses ab.
- Die Rentenpunkte werden intern (im gleichen Versorgungssystem) oder extern (in ein anderes System)übertragen.
⚖️ Kann ich den Versorgungsausgleich ausschließen?
Ja – aber nur durch eine vertragliche Vereinbarung, etwa:
- im Ehevertrag
- durch eine Scheidungsfolgenvereinbarung (notariell beurkundet)
▶️ Wichtig: Das Gericht prüft, ob der Verzicht nicht sittenwidrig ist. Besonders bei starkem Einkommens- oder Altersunterschied ist Vorsicht geboten.
💡 Vorteile und Nachteile eines Verzichts
✅ Vorteile:
- Schnellere Scheidung möglich
- Keine Rentenkürzung bei Beamten oder Selbstständigen
- Individuelle Lösungen bei vorhandener Altersvorsorge
❌ Nachteile:
- Ein Partner kann im Alter finanziell schlechter dastehen
- Rentenlücken können nicht einfach nachgeholt werden
- Rückabwicklung später kaum möglich
🔁 Versorgungsausgleich bei Auslandsbezug
Bei internationalen Ehen oder wenn Renten im Ausland erworben wurden, wird es komplizierter. Hier kommt es auf:
- das anzuwendende Recht (deutsch oder ausländisch)
- bilaterale Abkommen (z. B. mit der Schweiz oder Österreich)
- die Anerkennung der jeweiligen Rentenform
▶️ Tipp: Lassen Sie sich unbedingt frühzeitig beraten, wenn einer der Partner im Ausland gearbeitet hat.
FAQ – häufige Fragen zum Versorgungsausgleich
Ja, wenn Sie mehr Rentenanwartschaften abgeben müssen als Sie erhalten.
Ja – auch private Rentenversicherungen zählen, wenn sie der Altersvorsorge dienen.
Ja – durch notariellen Verzicht, wenn beide einverstanden sind.
Ja – durch notariellen Verzicht, wenn beide einverstanden sind.
💬 Fazit: Versorgungsausgleich – nicht unterschätzen!
Auch wenn es auf den ersten Blick „nur um die Rente“ geht – der Versorgungsausgleich kann langfristig enorme finanzielle Auswirkungen haben. Lassen Sie sich frühzeitig beraten, ob Sie ihn durchführen lassen, ausschließen oder modifizieren sollten.